Um was geht es in „Der Gejagte“ von Gabriella Ullberg Westin?

Die Elchjagd ist für eine Reihe von Männern aus dem schwedischen Hudiksvall in jedem Herbst das Highlight der Saison. Doch dieses Mal gestaltet sich die Jagd gänzlich anders, als eines Morgens einer der Jäger tot im Kühlhaus gefunden wird. Seine Leiche wurde mit der Ziffer „6“ beschriftet. Kurz darauf wird ein weiterer Jäger entdeckt, der diesmal mit der Zahl „5“ markiert wurde. Kommissar Johan Rokka und seine Kollegen übernehmen die Ermittlungen und befürchten, dass der Killer hier eine Todesliste abarbeitet. Zeitgleich ist der Jugendliche Eddie in einem Therapieheim, um von seiner Drogensucht loszukommen. Rokka, der sich um Eddie kümmert, ahnt nicht, dass in dem Heim weiter illegale Substanzen konsumiert werden. Und da ist noch die Journalistin Stina Olsson, die einer großen Wirtschaftssache auf der Spur ist und die mit dem Mann zusammen ist, dem das Waldgebiet gehört, in dem die Jäger ermordet wurden.

Kritik zu dem Kriminalroman „Der Gejagte“:

Der Gejagte von Gabriella Ullberg WestinDie schwedische Schriftstellerin Gabriella Ullberg Westin legt mit „Der Gejagte“ den vierten Band ihrer Serie um Kommissar Johan Rokka vor. Die Autorin, die heute in Stockholm lebt und Modedesign und Kommunikation studiert hat, kommt ursprünglich aus Hudiksvall, so dass ihre Krimis natürlich von einer großen Portion anschaulichem Lokalkolorit leben.

Wie man bereist an der Inhaltsangabe erkennen kann, ist der Kriminalroman in drei unterschiedliche Handlungsstränge aufgegliedert, die parallel verlaufen, doch deren Zusammenhänge zu Beginn kaum zu durchschauen sind. Hinzu kommt, dass die Autorin auch noch innerhalb dieser mit Perspektivwechseln arbeitet, sodass die Komplexität der Handlung schon ein recht aufmerksames Lesen erforderlich macht.

Der Fall an sich ist überzeugend und kommt mit einer ausgewogenen Mischung aus psychologischer Spannung und Brutalität daher. Insbesondere auf den ersten Punkt legt Gabriella Ullberg Westin in „Der Gejagte“ sehr viel Wert, da sie ein Geflecht aus Lügen und Intrigen aufbaut, dass nicht nur Kommissar Rokka, sondern auch die Leser schwer durchschauen können. Das ist einerseits gut, da es den Nervenkitzel erhöht, anderseits bremst es ein wenig den Lesefluss. Und natürlich ist es der vierte Band einer Reihe, so dass Vorkenntnisse aus den bisherigen Romanen sicher nicht schaden, gerade was das Verhältnis und die Entwicklung der Figuren angeht.

Bei der Charakterisierung hat die schwedische Schriftstellerin sichtbar viel Zeit investiert. Johan Rokka ist ein Typ, mit dem der Leser gerne mal an der Bar stehen und ein Bier trinken würde. Auch die Motivation für seine Rückkehr nach Hudiksvall, die in früheren Werken thematisiert wurde, ist glaubhaft. Bei Jenna Weissmann, Rokkas engster Kollegin, wird manch Leser sich ein wenig wundern, wenn man alle bisherigen Romane kennt, da sie eine Wandlung vorgenommen hat, die sich nicht jedem erschließen wird.

Unterm Strich ist „Der Gejagte“ von Gabriella Ullberg Westin ein grundsolider, nordischer Krimi, der Fans dieses Genres sicherlich zufriedenstellen wird. Der Fall an sich ist komplex und logisch, erfordert aber aufmerksames Lesen. Die Figuren sind glaubhaft, obwohl man, wenn man alle Roman der Reihe kennt, bestimmte Handlungen nicht ganz nachvollziehen kann. Trotzdem überwiegt das Positive, sodass hier eine Empfehlung ausgesprochen werden kann.

„Der Gejagte“ von Gabriella Ullberg Westin kaufen:

  1. Buchinfos:
  2. Serie: Johan Rokka 4
  3. Verlag: HarperCollins
  4. Seiten: 368
  5. Veröffentlichung: 24.8.2021
  6. Formate: Buch, eBook
  7. Buch-ISBN: 9783959675628

Zur Autorenseite